
Unsere letzten Tage in der Schweiz waren voller Zeit mit unseren liebsten Menschen, aber auch ziemlich stressig. Wir sind noch von A nach B getingelt, haben dieses und jenes besorgt, alles in einen Raum gezügelt, das Haus geputzt und unseren Mietern übergeben, Gemeinde und Bank und Post abgeklappert, einen Polestar 2 probegefahren (hihi), ein Abschiedsdrink nach dem anderen getrunken, und und und. Aber als der Tag X endlich da war, ist die Nervosität auch bei uns beiden eingefahren. Nach dem wir von all unseren Lieben Abschied genommen haben (und doch das eine oder andere Tränchen geflossen ist) ging's ab zum Flughafen ZRH.
ZRH - GRU
Ab nach Brasilien, São Paulo! Den Flug dahin durften wir mit Swiss in der Business Class
geniessen und sind dann bereits am nächsten Morgen um 6 Uhr in Sampa (Umgangssprachlich für São Paulo) gelandet.

Wir waren selten so schlecht vorbereitet gewesen auf ein Land und die Sprache wie dieses Mal. Was erwartet uns? Was bietet Brasilien? Wir hatten zwar einen groben Plan, aber noch nicht viel vorher abgeklärt. Das wird uns noch zum kleinen Verhängnis werden.
Sampa
São Paulo ist eine riesige Stadt. Mit seinen ca. 25 Millionen Einwohnern fast drei Mal so gross wie die Schweiz. Wir hatten unsere Bleibe, das «Ô de Casa», im Stadtteil Vila Madalena. Ein für Sampa sehr sicherer und auch sehr schöner Teil der Stadt. Es lohnt sich nur schon einfach durch dieses Quartier zu schlendern und in einem der unzähligen Restaurants einen Kaffee oder Caipirinha zu trinken (je nach Uhrzeit versteht sich 😉). In dieser Umgebung befindet sich auch die Batman Alley – für seine Wand-Graffiti weltberühmt. Ein Ausflug dahin lohnt sich absolut. Viele verschiedene Künstler haben sich dort ausgetobt und grossartige Kunstwerke kreiert. Ein weiteres Highlight ist der zentrale Markt. Um dahin zu kommen, kann man entweder die Metro nehmen (sehr modern und absolut TOP!), oder den lokalen Bus. Wir Abenteurer haben uns für den Bus entschieden, hatten aber zu wenig Kleingeld dabei, um uns zwei Tickets zu kaufen. So durfte nur Andrea in den «sicheren» Teil des Buses und Simon blieb im vorderen Teil – Gratis und gedacht für Mittellose, respektive arme Leute. Zum Glück war es mitten am Tag 😉. Der Food-Markt ist gespickt mit vielen lokalen Gemüse, Früchte, Fleisch, Gewürz-Händlern und vielen tollen kleinen Imbiss-Ständen, Restaurants und Bars. Ein absolutes Muss ist das Mortadella-Sandwich.
Neben unzähligen Museen ist das aber leider auch schon alles was São Paulo zu bieten hat. Das Zentrum ist sehr dreckig, wirkt unsicher und wir fühlten und nicht wohl. Ein anderer Reisender hat es treffend erklärt mit dem Beschreib, dass man sich wie bei «the walking dead» vorkommt und es nur von «Zombies» wimmelt. Der Vergleich ist zwar etwas überspitzt, aber beschreibt doch sehr die Situation mit den vielen Drogenabhängigen und Obdachlosen.
Curitiba
Mit dem Bus geht es weiter in den Süden, nach Curitiba. Leider hatten wir dank 5 Unfällen über 2.5h Verspätung. Jänu, nicht so schlimm, wir haben ja Zeit 😉. Aber der Starkregen hätte zur Begrüssung nicht sein müssen. Curitiba ist nämlich auch bekannt als «Chuvitiba»: Chuva=Regen. In den drei Tagen Curitiba hat es dann auch von Starkregen zu Nieselregen zu halb-trockenen Stunden und wieder zurück gewechselt. Chuvitiba at it’s finest! Da wir direkt vor der Ferienzeit der Brasilianer da waren, ist unser eigentliches Ziel (Bimmelzug durch den Urwald) nicht gefahren. Darum etwas Ernüchterung bei uns: there’s not much to do here! Den Wintermarkt (mit Glühwein und gestrickten Handschuhe) und das historische Zentrum hat man schnell gesehen.
Fazit: Wir hatten ein cooles Hostel, richtig gut geschlafen und fein gegessen (riiichtig geile Hot-Sandwiches und Potatoes mit Sesam und Aioli) Sonst: Es hät g’rägnet!!! Und de Zug isch nöd gfahre….
Wir haben diese unfreiwillige Reise-Vollbremse deshalb genutzt, um unsere weitere Reise zu planen. Nach so viel Regen konnte uns die Idee mit den Iguazú-Wasserfällen irgendwie nicht wirklich catchen (zu viel Wasser 😉). Darum lassen wir Iguazú einmal mehr aussen vor und reisen in den Norden: Ab ans Meer!
Paraty
Endlich – so haben wir uns Brasilien vorgestellt. Herrliches Wetter mit bis zu 34 Grad, Palmen, Strand, koloniale Altstadt und das super schöne Hostel «Casa Viva» – ein Paradies! Und gleichzeitig auch viel los, denn schon bei der Ankunft hat uns die Hostel-Crew mitgeteilt, dass wir am Tag darauf allesamt auf ein Schiff gehen, schöne Strände zum baden anfahren werden und um ordentlich zu feiern. Yes, we’re in! Es war eine richtig gute Zeit auf dem Boot und hat uns, nach all dem Regen, echt gut getan. Die Umgebung ist einfach wunderschön - gesäumt von einsamen Stränden, Urwald mit Palmen und klarem Wasser. Die Altstadt bietet zudem auch am Abend viel. Es hat tolle Restaurants mit Live-Musik, ist autofrei und man kann herrlich in den Gassen herumschlendern, dem Treiben zusehen und sich dann irgendwann für einen Caipirinha überzeugen lassen. Hier hätten wir definitiv länger bleiben können.
Gewolltes Wortspiel? Paraty ist doch eine Mischung aus Paradies und Party, oder? 😉
Rio de Janeiro
Nach idyllischen Tagen in Paraty erwartete uns in Rio de Janeiro wieder das Grossstadt-Feeling. Eine pulsierende Metropole, wo immer was los ist. Der grösste Vorteil gegenüber Sampa ist eindeutig das Meer, aber auch dass die Stadt durch grössere und kleinere Hügeln in verschiedene Teile aufgeteilt ist, welche zum Teil bewaldet und entsprechend naturbelassen sind, und so nicht unendlich riesig wirkt. Uns hat die Stadt sofort in ihren Bann gezogen und sie ist definitiv eine der schönsten und coolsten Städte, die wir je besucht haben!
Dieses Mal haben wir uns gegen ein Hostel und für ein Airbnb entschieden. Im Nachhinein eine mittelmässige Wahl. Weil wir das eigentlich sehr gut gelegene (direkt an der Copacabana) und auch komfortable Airbnb mit anderen (einheimischen) Reisenden teilen mussten und diese Gruppe doch ein sehr spezielles Eigenleben hatte (von lauter Musik am Morgen bis unaufgeräumte Küche etc.). Aber hey, wir waren ja da, um die Stadt zu erkunden 😉 und zumindest unser Zimmer war schön gross und sauber.
Ein absolutes Highlight war der Besuch des berüchtigten Fussball-Derbys von Rio de Janeiro: Fluminese FC gegen CR Flamengo – ein ausverkauftes Tollhaus im legendären Maracaná-Stadion! Eine solche Stimmung in einem Stadion haben wir noch nie erlebt. Mitten in der familiären Fan-Kurve der Flamengo-Fans haben wir mitgefiebert, versucht mit zu singen und gefeiert – WAHNSINN!
PS: Tickets gab es nur noch über den Schwarzmarkt, aber auch das war eine durchwegs positive Erfahrung – ein netter Kerl hat uns Tickets verkauft, uns bis zum Eingang und durch die Ticketkontrolle gebracht und noch etwas von sich und dem bevorstehenden Match erzählt. Gezahlt haben wir übrigens ca. CHF 100 für zwei Tickets. Also ungefähr das 8-fache vom normalen Preis 😉
Wir könnten noch viele weitere tolle Highlights herunterbeten, welche definitiv einen Besuch wert sind: Zuckerhut, Copacabana, Ipanema, Botanischer Garten (TOP!), Ausgangsviertel Lapa mit viel live-Samba, Lage-Park, etc… aber das könnt ihr auch in einem Reiseführer eurer Wahl nachlesen 😊
Für uns ein weiteres Highlight war eine ganz kleine Bar irgendwo zwei Blocks hinter der Copacabana. Die Bip Bip Bar veranstaltet immer wieder Kleinst-Konzerte mit lokalen Musikern. Wir hatten das Glück, eine Akustik-Session von klassischer Brasilianischer Musik zu geniessen. Schaut und hört euch das Video an! Wir haben uns sofort in die Bar und die Musik verliebt.
Ilha Grande
Das Naturparadies «Iiaa Grandschiii» erwartete uns Paradies-untypisch mit viel Regen. Die Grumpy-Cat-Lady des Hauses machte den ersten Eindruck der Insel leider nicht besser. Aber Hausdame, Katzen und Insel zeigten sich bereits am nächsten Morgen von ihrer sonnigeren Seite, und nach einem unglaublich tollen Frühstück machten wir uns auf, die Insel zu erkunden. «Must-Seen» auf dieser Insel sind die unzähligen, teilweise fast einsamen Strände. Der Strand Lopes Mendes hatten wir nach einer schweisstreibenden, zweistündigen Wanderung durch den Urwald erreicht und belohnte uns mit dem feinsten, weissen Strand, den wir je gesehen haben. Stellt euch das vor: Wenn man Barfuss durch den Sand geht, quietscht und knirscht es wie im Pulverschnee. Wunderschön!
Leider war der Swell nicht so gut, darum mussten wir auf eine erste brasilianische Surfsession verzichten (zu kleine und unstete Wellen). Das hätte den Tag noch perfekt gemacht!
Sonst zu erwähnen:
Die vielen Äffli, Schmetterlinge und Vögel, die wir auf der ganzen Insel angetroffen haben.
Die vielen Katzen und Hunde, die sich gerne von uns hinter den Ohren kraulen liessen.
Die super ausgebauten Wanderwege sind meist sogar Flip-Flop-tauglich.
Wir wurden am ersten Abend mit einem Chilenischen Paar verwechselt, was zu einigem Gelächter geführt hat. Darum wurden wir von da an im Hostel nur noch mit: «¿Hola Chile, que tal?» begrüsst. 😉
Simon schlägt sich seit Ilha Grande mit Husten und Halsweh rum, Andrea hat mit dem Magen zu kämpfen. Jep, normalerweise ist das eher anders rum, aber ist auch so ätzend.
Ubatuba
Auf dem Weg zum Flughafen Saõ Paulo legen wir noch einen Stop im Green Haven Hostel in Ubatuba ein – wir wollen endlich die ersten brasilianischen Wellen surfen! Und wo könnte man das besser, als an dem Ort wo der aktuelle Surf-Weltmeister und Weltnummer 1 Filipe Toledo herkommt?
Am Tag der Ankunft haben wir uns deshalb sofort zum Strand direkt vor dem Hostel begeben und festgestellt, dass dieser ideale Longboard-Wellen bietet und viele sehr gute Surfer:innen uns ihr Können zeigten. Wir waren sofort Feuer und Flamme und der Plan war also gemacht, wir gehen morgen hier surfen. Da wir aber ohne Boards reisen, mussten wir erst eines finden das wir mieten können. Das ist in Brasilien gar nicht mal so einfach. Alle haben ihre eigenes Brett, einen Verleih gab es nicht… und Bretter der Surfschule (lange, schwere Softboards) wollten wir nicht. Schliesslich half uns eine nette Angestellte des Hotels und lieh uns kurzerhand ihr eigenes Brett – ein 7’2 mit ca. 45l Volumen, perfekt also für die eher kleineren Wellen.
Wir fassen es kurz – we nailed it! Abwechslungsweise stürzten wir uns in die Wellen und erwischten beide ein paar schöne Wellen. Irgendwann streikten aber unsere Körper. Der Magen, respektive die Erkältung holte uns ein, aber immerhin mit Salzwasser in den Haaren und einem Grinsen im Gesicht 😊
Das Hostel selber ist auch einen Kommentar wert – es war das Beste bisher auf unserer Reise. Top Personal, schöne und saubere Zimmer mit Meerblick, tolle Bar und jeden Abend was los. Ein toller Ort zum Leute kennenlernen und quatschen.
Nach unserem Aufenthalt in Ubatuba ging es für eine Nacht zurück nach Saõ Paulo bevor wir den ersten Flug des Tages nach Bogotà antreten.
Brasilien, du hast uns sehr gut gefallen und wir haben uns ein wenig in dich verliebt! Deine offenen und herzlichen Bewohner mit viel positiver Energie und Emotionen, deine wunderschöne Natur, deine Leichtigkeit, deine Vielfalt an Menschen und Kulturen. Wir werden dich bestimmt wieder einmal besuchen kommen und bei weiteren Caipi’s den Sonnenuntergang bestaunen, Wellen surfen, oder emotional ein Fussballspiel verfolgen und mitfiebern! Nun heisst es: Adeus Brasil - bienvenido a Colombia!
Sooo schön z läse das ihrs voll am gnüsse sind! Coole Blog mit wunderschöne Bilder! Freu mi scho uf de nächst! :)
Wiiterhin e gueti Reis und hebed Sorg!
liebi Grüess
Fam Zeindler
Liebe Andrea und Simon, wunderbar euer Blog.....weiterhin gute Reise und hebet eu Sorg..Mami
Toller Text! Sharing is caring, Danke! 😍
Bin gespannt ob ihr nach Kolumbien mit dem Boot nach Panama geht! Falls ja lasst euch die San Blas Inseln nicht entgehen. Ein Paradies
Gruss Silvan, Sarah & John
Costa Rica muess uf Liste, Vietnam, Hawaii?, Alaska, Grönland? Sri Lanka, Oman, Acchhh es git eifach zviel zu viel schöni Länder. Gnüsseds, danke für de Blog & weiterhin e gueti & sicheri . Gruess Feusi
Hey wie cool Euche Blog z‘läse! Denn freu ich mich uf witeri Zeile..das isch fascht wie sälber Ferie mache! Danke für de Iblick! gnüsseds und vieli tolli Erlebniss 😎🎉
Patrizia